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Pressemitteilung

Seilschaften deutscher Gentechnik aufgedeckt

Aktivist Jörg Bergstedt mit Vortrag in Rattenkirchen

„Seilschaften deutscher Gentechnik“ deckte der Aktivist Jörg Bergstedt in seinem Vortrag in Rattenkirchen auf. Die anwesenden Vertreter von ÖDP, Bündnis `90/DIE GRÜNEN, AbL und BDM sowie einige interessierte Verbraucher und Landwirte zeigten sich geradezu schockiert von den Verfilzungen zwischen Politik, Wirtschaft und Kontrollorganen, die Bergstedt in seinem Referat beleuchtete.

In seiner Begrüßung erinnerte ÖDP-Kreisrat Reinhard Retzer als Organisator des Abends an die erfolgreiche Initiative der GRÜNEN-Fraktion im Kreistag aus dem Jahr 2009, im Landkreis Mühldorf keinen Anbau von gentechnisch veränderten Organismen zuzulassen. Fukushima habe die grüne Gentechnik zwar etwas aus den Medien verdrängt, doch die Gentechniklobby sei immer noch schwer aktiv.

„Warum werden hier Jahr für Jahr immer neue Felder angelegt, obwohl 80 Prozent der Menschen keine Gentechnik im Essen wollen?“, fragte Bergstedt zu Beginn seines Referates. Als einen Grund führte er die einseitige Verteilung von Forschungsgeldern an. 7 Mio € fließen jährlich in die Forschung für ökologische Landwirtschaft während 165 Mio € für die grüne Gentechnik zur Verfügung gestellt würden.

Um diese Förderungen abzugreifen, seien Geflechte von Wissenschaftlern, Kleinstunternehmen und seltsamen Biotechnologieparks namens „Biotechfarm“ oder „Agrobiotechnikum“ entstanden, hinter deren Fassade Bergstedt die großen Saatgutgiganten von Monsanto, Pioneer, KWS und Syngenta über BASF bis hin zu Bayer entdeckt habe.

Parallel dazu würden alle relevanten Posten in Genehmigungsbehörden, Bundesfachanstalten und geldvergebenden Ministerien mit Gentechnikbefürwortern besetzt. Als Beispiel führte er u. a. Dr. Hans-Jörg Buhk an, der als Leiter des Referats Gentechnik im Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit in Werbefilmen für die grüne Gentechnik aufgetreten sei. Gleichzeitig brüstete er sich, dass seine Behörde 100 % aller Freisetzungsanträge für die gentechnische Forschung genehmigt hätte.  

Die Koexistenz ist nach Angaben Bergstedts ein Deckmäntelchen, das die Gentechniklobby zur Tarnung des Versuchsanbaus einsetzt. Abstandsregelungen seien somit bloße Augenwischerei.  

Als Motiv hinter der grünen Gentechnik vermutet er pures Profitstreben. „Wer Saatgut, Dünger und Spritzmittel in der Hand hat, der hat den Geldbeutel der Landwirte aber auch den der Verbraucher in der Hand“, so Bergstedt. „Wenn folglich weniger Sorten intensiver angebaut werden, entwickeln sich immer schneller Resistenzen. Die Konzerne müssen regelmäßig neue gentechnisch veränderte Sorten entwickeln, auf die die Landwirtschaft angewiesen sein wird. Wer nach mehr Forschung ruft oder sich auf staatliche Stellen verlässt, ist verlassen.“ Gentechnikfreiheit gebe es nur dann, wenn die 80 Prozent Ablehnung sich auch zeigen - zwar nicht nur per Stimmzettel, Protestmail oder am Supermarktregal, sondern dort, wo die Gentechnikmafia arbeitet und die Felder anlegt. Bergstedt ermunterte deshalb die Anwesenden, Anfang September beim InnoPlanta-Forum im Üplingen in Sachsen-Anhalt zu demonstrieren.

In der anschließenden Diskussion benannte Jörg Bergstedt etliche Schwachstellen des Labels „Gentechnikanbaufreie Kommune“ das Umweltminister Dr. Marcel Huber auch seiner Heimatgemeinde Ampfing verlieh. „Diese Gemeinden verpflichten sich lediglich auf gemeindeeigenen Flächen den kommerziellen Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen zu unterbinden. Versuchsanbau wäre trotz dieses Plakette möglich.“

Rainer Stöger und Kreissprecher Peter Uldahl von den Bündnis `90 DIE GRÜNEN waren sich mit Reinhard Retzer (ÖDP) und Sebastian Sonner (AbL) einig, dass man dieses Thema weiterhin sehr kritisch verfolgen werde.

(Anmerkung: Die FDP-Politiker Uwe Schrader und Horst Rehberger (ehem. Wirtschaftsminister Sachsen-Anhalt) wollten Bergstedt per Gericht verbieten, die in diesem Vortrag geäußerten Behauptungen zu veröffentlichen und scheiterten in letzter Instanz – beim Bundesverfassungsgericht!)

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