Zur Hauptnavigation springenZum Hauptinhalt springen

Pressemitteilung

Die Schattenseiten künstlichen Lichtes

Die Schattenseiten des künstlichen Lichtes beleuchtete Margit Seifert in ihrem gut besuchten Gastvortrag beim ÖDP-Kreisverband Mühldorf in der Bastei. Als Aktive bei den „Paten der Nacht“ wies sie mit eindrücklichen Bildbeispielen auf schädliche Auswüchse künstlicher Beleuchtung im öffentlichen, gewerblichen und auch im privaten Bereich hin. Sie zeigte jedoch auch Möglichkeiten auf, um mit einfachen Mitteln die Lichtverschmutzung einzudämmen. 

Licht ist Taktgeber allen Lebens und regelt u.a. den Schlaf-Wach-Rhythmus. „Zwei Drittel aller Tierarten weltweit sind nachtaktiv“, so Seifert, „sie brauchen die Dunkelheit für ihre Lebensweise“. Viele nachtaktive Insekten orientieren sich am Mond, verwechseln Straßenlaternen mit ihm und kreisen sich darum zu Tode. Lichtkegel nach oben und zur Seite zieht Insekten besonders an. So verenden in Deutschland je Sommer hochgerechnet etwa 100 Mrd. Insekten allein an Straßenlaternen.  „Diese Tiere fehlen bei der Bestäubung, die ebenfalls vielfach bei Nacht erfolgt“, erklärte die Referentin.

Weiterhin zeigte sie Beispiele von Bäumen, die ihre Blätter im unteren angestrahlten Bereich erst spät abwerfen, weil sie von Bodenleuchten oder Straßenlampen angestrahlt werden. Auch Vögel litten darunter, weil sie nicht richtig schlafen könnten. Besonders problematisch sei das im Winter bei knappem Nahrungsangebot und zur Brutzeit.

Bezüglich der Sicherheit trügt das Gefühl, dass nächtliches Licht Zwischenfälle vermeiden helfe. Kriminalstatistiken und Studien aus dem In- und Ausland zeigen, dass eine Reduzierung oder Abschaltung der Beleuchtung keine Zunahme von Gewaltdelikten bewirkt. Bei Einbrüchen gibt es sogar den umgekehrten Fall. „Einbrecher können bei guter Straßenbeleuchtung unauffälliger hantieren, als wenn sie mit Taschenlampen die Aufmerksamkeit auf sich lenken“, stellte Margit Seifert fest.

Im zweiten Teil ermutigte Margit Seifert mit einigen guten Beispielen, wie man im eigenen Bereich, aber auch im öffentlichen Raum verantwortungsvoll mit künstlichem Licht umgehen kann. Den Städten und Gemeinden riet sie, bei der Umrüstung auf LEDs nicht nur auf die Energieeffizienz zu achten. Viel wichtiger seien eine möglichst geringe Helligkeit und eine niedrige Farbtemperatur der Beleuchtung. Die Obergrenze liege bei einer Farbtemperatur von 3000 Kelvin, wobei gilt: Je niedriger, desto besser. Neutralweiß mit hohem Blauanteil sei also zu vermeiden. Ebenso sollte bei der Anschaffung auf mehrere Dimmstufen (z.B. auch auf 20%) geachtet werden.

"Grundsätzlich gäbe gibt es jedoch kein insektenfreundliches Licht," meinte die Referntin. Insektenfreundlich sei nur die Dunkelheit. Gemeinderat Reinhard Retzer berichtete, dass seine Initiative in Lohkirchen, die Straßenbeleuchtung zwischen 1 Uhr und 5 Uhr auszuschalten, auch an den hohen Kosten der Umrüstung gescheitert ist, die das Bayernwerk als „Monopolist“ dafür veranschlagt. Dass die Gewährleistung für neue LED-Lampen durch eine stundenweise nächtliche Abschaltung erlösche, zog er stark in Zweifel. „Tagsüber sind die Lampen ja auch ausgeschaltet,“ meinte der ÖDP-Kreisrat.

Margit Seifert bot interessierten Städten und Gemeinden an, in die Sitzungen zu kommen, um in einem halbstündigen Vortrag Probleme, aber auch Verbesserungsmöglichkeiten sowie Gesetze und rechtliche Rahmenbedingungen für kommunale Beleuchtungen aufzuzeigen.     

Zurück